2015 stieg die Zahl an Personen mit Fluchthintergrund in Europa signifikant an. Viele europäische Länder haben zu diesem Zeitpunkt eine hohe Anzahl an minderjährigen Geflüchteten bei sich aufgenommen, die heute zum Großteil im Jugendalter oder schon junge Erwachsene sind. Viele von ihnen sind ohne Familien nach Europa gekommen, und somit fehlt ihnen eine Hauptbezugsgruppe, von der Jugendliche in der Regel ihre Informationen über Sexualität und damit verwandte Themengebiete beziehen. Um die sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu fördern, hat die BZgA in Kooperation mit zwei Partnerorganisationen aus Serbien und der Türkei ein Erasmus+-Small-Scale-Projekt eingereicht, das von der EU gefördert wird.
Zielsetzungen sind die Stärkung der Gesundheitskompetenzen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Fluchthintergrund durch sexuelle Bildung. Durch einen transnationalen Wissenstransfer und Vernetzungen sollen Informationsquellen, Initiativen, Materialien u. ä leichter zugänglich gemacht werden.
Das Erasmus+-Projekt setzt sich zum Ziel, europäische Länder zu motivieren, die Förderung von Sexualaufklärung für Jugendliche mit Fluchthintergrund sicherzustellen und entsprechende Angebote zu schaffen. Es startet im Herbst 2023, hat eine Laufzeit von zwei Jahren und wird durch die BZgA koordiniert. Neben Deutschland sind die Partnerländer Serbien und die Türkei, vertreten durch NGOs, mit Unterstützung der UNFPA-Länderbüros (UNFPA = United Nations Population Fund), Teil des Projekts.
Es ist geplant, aus der Sammlung der best practices sowie lessons learned und den Ergebnissen des Fachaustauschs eine Publikation für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie eine Roadmap mit Beratungsmöglichkeiten für die Zielgruppe zu erstellen. Ziel ist es, in allen Partnerländern und europaweit adäquate Methoden und Materialen für Sexualaufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchthintergrund zur Verfügung zu stellen, die Organisationen, Institutionen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bei ihrer Arbeit im Bereich sexuelle Gesundheit und Empowerment für die Zielgruppe unterstützen.