Das interdisziplinäre Projekt RaDiGe verfolgt das Ziel, Rassismuserfahrungen von Black, Indigenous and People of Color (BIPoC) im Kontext psychischer Gesundheitsversorgung zu untersuchen. Die Verbindung von Lebens-, Sozial- und Geisteswissenschaften und die Nutzung eines Mixed Methods Ansatzes ermöglichen eine ganzheitliche Betrachtung der Forschungslücke. Das Projekt umfasst drei inhaltliche Arbeitspakete.
Das Arbeitspaket Bedarfsanalyse baut auf einer qualitativen Interviewstudie und einer systematischen Übersichtsarbeit zu Rassismuserfahrungen im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit auf und erhebt erstmals eine repräsentative Stichprobe in Deutschland zu diesen Themen. Es kommen unter anderem Fragen zu rassistischer Diskriminierung und validierte Fragebögen zu psychischen Belastungen und Erkrankungen zum Einsatz. Weitere intersektionale Dimensionen werden analysiert, um Interaktionseffekte sowie Schutz- und Risikofaktoren identifizieren zu können.
Das Arbeitspaket Zugangswege wird von dem wissenschaftlichen Team der Ernst-Abbe-Hochschule Jena durchgeführt und vertieft die Ergebnisse der Bedarfsanalyse durch ein randomisiertes Feldexperiment, das die Zugänge und Zugangsgeschwindigkeit von BIPoC zu psychotherapeutischer Versorgung in Deutschland hinsichtlich etwaiger Zugangsbarrieren testet.
Das Arbeitspaket Behandlungserfahrungen analysiert qualitativ, wie BIPoC Rassismuserfahrungen in der psychotherapeutischen Behandlung erleben und adressieren, wie alltägliche Rassismuserfahrungen in der Behandlung aufgenommen und bearbeitet werden und welche Rolle sie in der therapeutischen Beziehung einnehmen. In diesem Arbeitspaket werden auch Erfahrungen von (BIPoC)-Psychotherapeut*innen beforscht.
In enger Kooperation mit Praxispartnerinnen und -partnern, die BIPoC vertreten und mithilfe deren anti-rassistischer Beratung, werden die skizzierten Forschungsmethoden genutzt, um evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für gesellschaftliche, politische und klinische Akteurinnen und Akteure zu entwickeln, sodass nachhaltige Maßnahmen angestoßen und bestehende Angebote erweitert werden können.
Die Studie mit der Laufzeit von 2023 bis 2026 wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.