Frauen leiden seit der humanitären Krise in der Ukraine im Besonderem unter psychischen Belastungen. Es gibt nur eingeschränkte Studien, die Einblicke in die psychische Gesundheit, das Stressempfinden und möglichen Ressourcen ukrainischer Frauen in Deutschland geben, da diese die Komplexität von Belastungs- und Bewältigungserleben nicht subjektiv erfassen oder geschlechterübergreifend auswerten. Um diese Forschungslücke zu schließen, wird die folgende Forschungsfrage adressiert: Welche prä- und perimigratorischen Stressoren und Ressourcen nehmen geflüchtete Frauen aus der Ukraine subjektiv wahr?
Es wurden drei Fokusgruppeninterviews durchgeführt. Die Gespräche erfolgten in Form von semistrukturierten Interviews anhand eines Interviewleitfadens, der Erfahrungen und Lebensumstände zu Beginn des Krieges, während der Flucht aus der Ukraine und der Ankunft in Deutschland umfasste. Die Analyse erfolgte unter Anwendung der qualitativen Inhaltsanalyse, bei der Kategorienbildung wurde ein deduktiv-induktiver Ansatz verfolgt.
Es konnten insgesamt 15 Ukrainerinnen zwischen 18 und 56 Jahren zur Teilnahme an den Gruppeninterviews gewonnen werden. Die Migrationsstressoren und -ressourcen, die sich als wesentlich für die psychische Gesundheit vor und während ihrer Flucht zeigen, können in drei Hauptkategorien (individuelle, psychosoziale und strukturelle) unterteilt werden. Das Erleben von Bedrohung und Verlusten, häufig vermittelt über soziale Medien, spielt in der Fluchtphase eine Rolle. Das emotionale Erleben ist geprägt durch den Umgang mit belastenden Gefühlen wie Angst, Schuld, Scham und Neid sowie Unsicherheiten in Bezug auf ein Leben im Ausland.
Interventionen sollten bereits vor und während der Flucht verschiedene Aspekte adressieren beispielsweise Selbstfürsorge, einen psychisch gesunden Umgang mit sozialen Medien, Strategien zur Emotionsregulation sowie einen funktionalen Umgang mit Gefühlen wie Schuld und Scham.