Mit der Aufnahme von Millionen ukrainischen Kriegsgeflüchteten haben die europäischen Mitgliedstaaten eine beispiellose und historisch einmalige Solidarität zum Ausdruck gebracht. Die einstimmige Aktivierung der Richtlinie über vorübergehenden Schutz im europäischen Rat hat eine unbürokratische und schnelle Aufnahme der Menschen, die vor Krieg und Zerstörung durch russische Bomben flüchten mussten, ermöglicht.
Was für andere Geflüchteten-Gruppen in weit geringeren Zahlen bisher nicht möglich oder gewollt war, gelingt in diesem Fall auch in Mitgliedstaaten, die sich bisweilen gegen eine offenere europäische Asylpolitik und der fairen Verteilung von Geflüchteten ausgesprochen haben: Mit dem vorrübergehenden Schutz ist für Menschen aus der Ukraine qua Pass die freie und selbstbestimmte Einreise in die EU und der Zugang zu Sprach- und Bildungsangeboten, zum Gesundheitssystem und zum Arbeitsmarkt geöffnet. Zudem fanden sie in Tausenden engagierten Bürgerinnen und Bürgern durch die private Aufnahme Halt und Stabilität.
Anlässlich des bitteren Jahrestags des unrechtmäßigen Angriffskriegs Russlands am 24. Februar 2022 zieht der Politikwissenschaftler Dr. Dietrich Thränhardt für die Friedrich-Ebert-Stiftung erstmalig einen europäischen Vergleich über den „Vorübergehenden Schutz“. Die Studie gibt Aufschluss über Stärken und Schwächen der verschiedenen nationalen Systeme in Bezug auf Einreiseverfahren, Unterbringungsmöglichkeiten und die (Arbeitsmarkt-)Integration.