Hintergrund
In Deutschland liegen kaum Studien vor, die Versorgungswege im Frühverlauf von Psychosen sowie die Dauer der unbehandelten Psychosen (DUP) untersuchen und dabei den Migrationshintergrund berücksichtigen.
Ziel
Die Studie untersucht, ob sich junge Erwachsene mit (PmM) und ohne Migrationshintergrund (PoM), die innerhalb der letzten fünf Jahre eine erste psychotische Episode erlebten oder das psychiatrische Versorgungssystem erstmalig in Anspruch genommen haben, in der Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten und der DUP unterscheiden.
Ergebnisse
PmM mit ersten psychotischen Episoden (n = 38) zeigten keine signifikanten Unterschiede zu der Vergleichsgruppe (PoM, n = 46) in der Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten (p = 0,22). Die Zeitspanne bis zum Aufsuchen eines ersten Versorgungsangebots, die Anzahl von Kontakten ins Versorgungssystem sowie die DUP wiesen zwischen PmM und PoM keine signifikanten Unterschiede auf. PmM waren überwiegend bildungsnahe junge Erwachsene, die in Deutschland aufgewachsen sind.
Diskussion
Hilfsangebote im FRITZ wurden von allen Nutzenden ungeachtet ihres Migrationshintergrundes rasch aufgesucht, was für die weitere Implementierung spezialisierter Früherkennungsangebote in Deutschland spricht. Die Ergebnisse könnten auf eine Selektion der Studienpopulation zurückzuführen sein.
Schlussfolgerung
Weitere Untersuchungen, die bildungsferne Personen und solche mit geringen Sprachkenntnissen einschließen, sind notwendig. Die Früherkennungsangebote und Aufklärungskampagnen sollen für diese Zielgruppe angepasst werden.