Geflüchtete, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität internationalen Flüchtlingsschutz suchen, erlebten oft geschlechterbasierte und sexualisierte Gewalt und Folter als Teil der Erfahrungen, die zu ihrer Flucht führten. Obwohl hierzu Statistiken fehlen, kann angenommen werden, dass lesbische Frauen – die in der Regel der Verfolgung durch ihre Familien und das soziale nahe Umfeld ausgesetzt sind und vielfach sexualisierte und geschlechterbasierte Gewalt seitens des Staates, der Nachbarschaft und Familie erfahren – in einem hohen Grad von psychischen und physischen Traumata betroffen sind.
Die im vorliegenden Policy Brief dargestellten zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen beruhen auf Daten, welche im Rahmen des Forschungsprojekts „Die Intersektionalität von Geschlecht und Sexualität in Asylanträgen von lesbischen Geflüchteten“ erhoben wurden. Insgesamt stützt sich dieses Papier auf 27 Protokolle, 27 Bescheide und 2 Gerichtsurteile, welche zwischen 2017 und 2022 ausgestellt wurden.
Diese Forschung zeigt, dass die spezifischen Lebensformen von lesbischen Frauen, welche in vielen Fällen mit Ehe und Mutterschaft verbunden sind und bei denen die Verfolgungs- und Gewaltanwendungsgefahr zumeist von nichtstaatlichen Akteurinnen und Akteuren ausgeht, im Asylprozess oft unsichtbar bleiben. Diese Unsichtbarkeit führt in der Folge dazu, dass lesbischen Frauen tendenziell nicht geglaubt wird, dass sie homosexuell sind, dass sie aufgrund der schwierigen Beweislage die Verfolgungsgeschichten als unglaubwürdig eingeschätzt und/oder dass schwere Traumata nicht erkannt werden.