Hintergrund und Fragestellung
Niedrige Gesundheitskompetenz (GK) ist u. a. mit einem schlechteren Gesundheitszustand, höherer Mortalität und einer höheren Inanspruchnahme von Notdiensten und Notaufnahmen assoziiert und daher eins der wichtigsten Themen im Bereich Public Health geworden. Bisherige Studien legen eine soziale Stratifizierung von GK nahe, allerdings wurden dabei meist nur Unterschiede in einzelnen sozioökonomischen Dimensionen untersucht. Ziel dieser Arbeit ist, Interaktionen in solchen Dimensionen in ihrer Rolle für niedrige GK anhand der Daten von GEDA2014/2015 zu ermitteln.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Daten der Querschnittbefragung „Gesundheit in Deutschland aktuell 2014/2015“ wurden mittels logistischer Regression mit Interaktionen auf den Einfluss soziodemographischer Variablen auf GK untersucht.
Ergebnisse
Niedriges und hohes Alter, niedrige Bildung, niedriges Einkommen, niedriger subjektiver Sozialstatus, niedrige soziale Unterstützung, Arbeitslosigkeit und das Vorhandensein mehrerer chronischer Erkrankungen waren mit niedriger GK assoziiert. Migrantinnen und Migranten mit niedriger und mittlerer Bildung weisen eine schlechtere GK als Menschen ohne Migrationshintergrund derselben Bildungsgruppen auf, während gut gebildete Migrantinnen und Migranten eine bessere GK zeigen als Menschen ohne Migrationshintergrund mit hoher Bildung.
Schlussfolgerung
Die identifizierten Interaktionen zwischen sozialen Dimensionen weisen auf feinere soziale Unterschiede in GK hin als bislang bekannt. Das kann der Entwicklung von bedarfsgerechten Interventionen dienen, die passgenauer Gruppen mit hohem Risiko für niedrige GK erreichen könnten. Gleichzeitig zeigt sich die entscheidende Rolle von Bildung für GK.