Anna Hofer / Sigrid Borse / Cäcilia Hasenöhrl / Kathrin Harrach / Andreas Schnebel / Eva Wunderer

Qualitätsleitlinien für professionelle Online-Beratung bei Essstörungen

Schlagwort(e): Beratung, Essstörungen

Die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen zeigen massive Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit. Präsenz-Angebote waren während der Pandemie vielfach nicht möglich, weshalb professionelle Beratungsstellen in kurzer Zeit neue – digitale – Wege gehen mussten. Die Relevanz von E-Mental-Health-Angeboten resultiert ebenso aus der hohen Prävalenz von Essstörungen bei jungen Menschen, für die Online-Aktivitäten eine wesentliche Lebenswelt darstellen. Jedoch ist speziell digitale Beratung im Essstörungsbereich kaum erforscht – diese Lücke will das vom Bundesgesundheitsministerium finanzierte Projekt „Digitale Beratungsangebote professioneller Beratungsstellen für Essstörungen: Partizipative Bestandsaufnahme, Evaluation und Entwicklung von Qualitätsleitlinien – DigiBEssst“ schließen. Als Partnerinnen und Partner treten die Hochschule Landshut mit ihrem Institut Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung (IKON) und der Bundesfachverband Essstörungen e. V. (BFE) auf.

Ziel des Forschungsprojekts war es, das bestehende digitale Beratungsangebot im Essstörungsbereich in Deutschland zu erheben, die Erfahrungen von Fachkräften, Betroffenen und Angehörigen mit diesem Angebot zu erfassen und daraus „Good practice“ sowie bestehende Barrieren und Bedarfe abzuleiten. Basierend auf einer internationalen Literaturstudie kam ein Mixed-Methods-Design zum Einsatz. Eine Analyse von Websites professioneller Beratungsstellen bei Essstörungen ermittelte 86 Beratungsstellen, die Online-Beratung anbieten. In die sich anschließende Online-Befragung konnten die Antworten von 29 Beratungsstellen mit digitalem Angebot einbezogen werden, was einer Rücklaufquote von 34 % entspricht. In leitfadengestützten Interviews wurden die Erfahrungen von Fachkräften (n=15), Betroffenen (n=16) und Angehörigen (n=10) evaluiert und anhand der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse ausgewertet. 

Aus der Literaturrecherche und den Erhebungen ließen sich Standards für die Online-Beratung in fünf zentralen Themenfeldern ableiten, die als Grundlage für die Entwicklung von Qualitätsleitlinien dienten. Die Leitlinien sind als Empfehlungen zu verstehen, die einerseits von professionellen Beratungseinrichtungen zur kritischen Reflexion oder Etablierung eigener Angebote genutzt werden können. Andererseits dienen sie Ratsuchenden als Orientierung, um professionelle Angebote im Internet identifizieren zu können. Sie sind in weiten Teilen auch über den Essstörungsbereich hinaus anwendbar.
 


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